Vermischtes


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Fritz Power, der Super User

Eine fast wahre Geschichte aus dem Harware-Alltag

Heute hat doch fast jeder einen PC. Da ist es schwierig, aus der Masse herauszuragen. Wie es bei den Autobesitzern stolze Eigentümer eines tiefergelegten, fuenffarbig metallic-lackierten Spoilergeschosses auf breiten Niederquerschnittwalzen gibt, so finden sich bei den Bit-Freaks laengst die ersten Mega-User mit getunten Maschinen ein. Einer von ihnen ist Fritz Power, der jeden verfuegbaren Franken in seinen blitzblank polierten Traum-PC steckt. Es handelt sich dabei um einen vom Computerveredler Neid & Aufschneider (aus dem bernischen Silicon Valley) zurechtgemachten Turbo-Doppel-Pentium, zusammengestellt aus erlesensten Einzelteilen aller High-End-Fabrikate. In dem blau-metallischen Magnesiumgehaeuse (Frog Design, Zuerich) schwebt ein Super-PC. Dieser besteht aus zwei V-foermig kombinierten Pentium-Prozessoren, vom Tuning-Altmeister Peter Norton eingenhaendig zusammengeloetet. Der 64 Bit breite Bus kann seine Kraft nur dadurch auf die Datenstrasse bringen, weil das starke Magnetfeld eines miniaturisierten Protonenbeschleunigers (Micro-Cern) die Elektronenstroeme in das aluminiumgepanzerte Flachbandkabel zurueckdrueckt. Da der Prozessor nach Betaetigung des (aus Designgruenden riesengross geratenen) Turboknueppel am Keyboard mit annaehernd 120 Megahertz laeuft, ist, bei Vollast von Fritz Powers PC der Radioempfang im Umkreis von 20 Metern unmoeglich. Um die hohe Taktrate auszuhalten, muss der vollgekapselte Doppelprozessor samt der angeflanschten obenliegenden RISC-Architektur mit fluessigem Helium gekuehlt werden. Das schraenkt die Transportfaehigkeit des Systems stark ein. Die Versorgungseinheit fuer die Edelgaskuehlung, in der Groesse einer Gefriertruhe, war, so Fritz Power, aber nur am Anfang ein Problem, als er ausser dem PC noch andere Moebel in seinem Zimmer stehen hatte. Die handverlesenen Speicherchips stehen wegen der enormen thermischen Belastung ohne das uebliche Kunststoffgehaeuse im Luftstrom. Der kuehlende Wind wird von einer kleinen Rolls-Royce-Turbine erzeugt. die eventuell auftretenden Geraeusche (im Schnitt 65 dB) werden durch das Dreiweg-Klipschhorn mit elektrostatischer Flaeche muehelos uebertoent. Seit Fritz Power den entstehenden Luftstrom durch zwei unheimlich scharf aussehende Frontspoiler an der Gehaeusevorderseite umleitet, muss er sich nicht mehr, bei Benutzung seines Super-PC's, an den Schreibtisch-Schalensitz anschnallen. 64 MByte schnellstes RAM waren dem Kenner aber jedes Opfer wert. Ein an die Zentraleinheit angeflanschter Laptop kontrolliert mit vier Benchmark-Programmen automatisch die Leistung der CPU. Auf einem WORM-Laufwerk werden die entsprechenden Daten ein fuer allemal der Nachwelt erhalten. An der Wand von Fritzchens Stube haengen die Pruefprotokolle der erregensten Sessions. Im vollgestopften Haupt-PC tun fuenf Diskettenlaufwerke aller Formate ihren Dienst. Das Prunkstueck ist eine Absurd-Densitiy 3 1/2-Zoll-Bolide, die an die 10 MByte auf die teflonbeschichteten Titan-Disketten aus den Sony-Geheimlabors quetscht (AD-Disks erkennt man am eingelassenen Diamanten auf dem Schreibschutzschieber). Die 2400 MByte-Festplatte im kohlefaserverstaerkten Epoxidharzgewand darf nicht abgeschaltet werden, da sonst tiefe Bremsspuren im tiefergelegten Edelspeicher entstehen koennten. Da die ganze Festplatteneinheit ueber eine Stunde zum Hochfahren braucht, wird sie durch ein eigenes Notstromaggregat versorgt. So toent Tag und Nacht der suendhatftteure Gigabytesound durchs Haus - fuer Speicherplatz-Gourmets natuerlich reine Musik in den Ohren. Das Betriebssystem ist eine Vorab-Version von OS/3. Die erforderlichen BIOS-ROM's sind von Bill Gates handsigniert (Neider behaupten, die Unterschriften sind von Jim Button gefaelscht). Die meterbreite Tastatur, handgefraest aus einem einzigen Stueck kalifornischen Walnusswurzelholz, praesentiert sich allein durch fuenf Reihen Sonderfunktionstasten mit hintergrundbeleuchteten Miniplasmadislplays als wuerdiges Cockpit fuer einen Power-PC der sechsten Generation. Eindrucksvoll fuer Besucher ist vor allem der 22 Zoll breite Farbmonitor (Typ Totalsync), der zum ersten Mal in der PC-Geschichte nach innen gewoelbt ist. Mit einer Taktfrequenz von 200 Hz und 2000 mal 2000 Pixeln ist er dabei so flimmerfrei und hochaufloesend, dass er von Augenaerzten als Therapie verschrieben wird (allerdings erstatten nur ausgewaehlte Privatkassen die Kosten). Die dazugehörige Grafikkarte, eine leicht modifizierte Hauptplatine eines Macintosh IIcx, bringt mit dem 68040-Coprozessor und mehreren MByte RAM die 256 Millionen verschiedenen Farben ertraeglich flink auf die Bildroehre. Um die Schoenheit dieses Adapters zu zeigen, werden vom Betriebssystem alle Programme mit einem animierten Regenbogen gezeigt. Der EISA-Kanal wird in Form eines Schnellwechselmagazins nach aussen gefuehrt. So kann waehrend des laufenden Programms der Grafikstandart ausgewechselt werden. Tempo ist alles. Angefangen hatte Fritz mit einem 96-Nadel-Drucker, der liebevoll aus zwei 48ern kombiniert wurde. Wegen des aeusseren Erscheinungsbildes wurde der Printer mit zehn in Reihe geschalteten Einzelblatteinzuegen versehen. Aber trotz des satten Druckgeraeusches von 70 dB konnte er mit diesem Drucker keinen Eindruck schinden. Nun steht da ein Quattrocolor Farblaser mit Vierfarbantrieb in Geldscheinqualitaet mit ueber 600 dpi, eingebautem CD-ROM-Laufwerk mit Schriften der Erde und einem feingetunten Postscript-Clone namens Garderobe. Der dazugehoerende Raster Image Prozessor (RIP) ruht in Frieden in einem todschicken Towergehaeuse, der via Glasfaserkabel verbunden ist. Bei komplizierten Grafikberechnungen wird selbstaendig die Crew der Herstellerfirma zugeschaltet. Das entsprechende (leider nicht von der PTT zugelassene) Modem mit 38'400 bps faellt derzeit noch dadurch unangenehm auf, dass bei Betrieb im gesamten Haeuserblock die Telefone zu laeuten beginnen. Trotzdem ist Fritz Power mit seinem Drucker nicht zufrieden. Die nahezu lautlose Maschine gibt bei Vorfuehrungen einfach nichts her. Das einzige Programm, das er auf seinem Hardwareprunktstueck brauchen kann (in der OS/2 compatibility box des OS/3, in der wiederum die MS-DOS compatibility box laeuft), ist Wordstar 1.0 mit Mailmerge. Dass der Drucker die deutschen Umlaute nicht aufs Papier bringt, stoert den stolzen Besitzer der Anlage wenig: "Die ae-, oe- und ue-Puenktchen male ich halt von Hand darueber. Das gibt der ganzen Technik noch eine persoenliche, menschliche Note."


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