Kultur


Home - Zurück zum Inhaltsverzeichnis / Zurück zur Rubrik Kultur

HTL-Dozenten geben Buchtips

Der heutige Student sieht sich mit einer Vielzahl von Fachbüchern konfrontiert und verliert dabei schnell einmal den Überblick. Dozenten der HTL Brugg-Windisch haben sich deshalb bereit erklärt, mit ihren Buchtips Licht ins Dunkel der Bücherregale zu bringen und so dem Studierenden wegweisende Tips in der (Qual der) Wahl der Fachliteratur zu geben.

von Diego Künzi

E. Gutknecht (Physik): Winkler, Hintermann. Repetitorium der Physik Teil I/II.

"Nein, Nein, diese Lektüre dürfen wir auf keinen Fall zurückstellen. Von meinem Idol W. Winkler verfasst, lesen sich die beiden Taschenbücher wie von selbst: Alles ist völlig klar, die Formeln sind einfach und verständlich hergeleitet. Besonders eindrucksvoll sind die schönen Übungsaufgaben am Ende jedes Kapitels, die schon oft Aufnahme in meine Prüfungen fanden und an denen sich so mancher Student erfreute. Nein, Nein, mit diesen Büchern werden wir auf keinen Fall Schiffbruch erleiden."

P. Haudenschild (Betriebswirtschaftslehre): Geschäftsbericht der Swissair 1995.

"Nicht nur ein Muss für mich, sondern sicherlich auch ein literarischer Leckerbissen für jeden angehenden, und damit betriebswirtschaftlich interessierten Ingenieur. Der leider unbekannte Autor listet in einer unvergleichlichen Seriösität alle für die Erfolgs- und Bilanzrechnung wichtigen Positionen in kurzweiligen Aufstellungen auf. Der aufmerksame Leser hat nie das Gefühl, dass ihm von Seiten der Swissair irgend etwas vorenthalten wird und erfährt explosive Informationen, wie etwa Aufschlüsselung des Aktienkapital nach Namen- und Inhaberaktien. Ein packender, im laufenden Kalenderjahr selbst von der ABB unerreichter Geschäftsbericht, der zudem mit farbigen Balkengrafiken effektvoll aufgelockert ist."

P. Hirschi (Automatisierungstechnik): Mondo-Verlag, Die Weine unserer Welt.

"Auf den ersten Blick keine Fachliteratur. Die heutigen Anforderungen an einen Ingenieur gehen jedoch weit über sein spezifisches Fachwissen hinaus. Gefragt ist immer mehr Relationship, Pflege von Kundenkontakten. Für einen guten Eindruck ist es dabei entscheidend, den passenden Wein bereit zu haben. Mit meinen Kenntnissen habe ich schon manchen Geschäftspartner überzeugt, dass er mit den Produkten meiner Firma genau richtig liegt. Dazu leistet dieser Weinatlas wertvolle Dienste. Wann immer ich geschäftlich oder ferienhalber ins Ausland reise, bringe ich einige Flaschen Wein aus der Region mit und halte so meinen Weinkeller in einem guten Zustand. Letztes Mal in Italien hatte ich doch tatsächlich 15 Flaschen in meinem Kofferraum untergebracht, und die am Zoll haben nichts gemerkt ..."

S. Höchli (Deutsch): Reclam, Universal-Bibliothek.

"Wenn Sie sich als interessierter Student einen Überblick über die grossen Autoren der Literatur verschaffen möchten, liegen Sie mit der Universal-Bibliothek von Reclam genau richtig. Zu einem überaus günstigen Preis können Sie sich Ausschnitte von grossen Werken erstehen und kennenlernen. Im Rahmen einer Einführung in die Literaturgeschiche habe ich schon manche Klasse dazu gebracht, sich möglichst viele Reclam-Exemplare zu besorgen, die wir dann im Unterricht verwendeten. Leider reicht es wegen den wenigen Lektionen meistens nur für ein oder zwei der Büchlein, aber die anderen können Sie ja in ihrer Freizeit lesen."

J. A. Huber (Software Engineering): Rumbaugh, J., Object-Oriented Modelling and Design.

"Ja, Ja, wirklich ein sehr witziges Buch vom Rumbaugh. Ich habe den ganzen Text auf der Buchrückseite gelesen, zudem habe ich das Vorwort kurz überflogen und mir die Abbildungen auf den ersten 20 Seiten angesehen. Rumbaugh stellt da eine ganz lustige Methode für den objekt-orientierten Entwurf dar, der, zusammengefasst aus den drei Modellen Objektmodell, Dynamikmodell und Funktionsmodell besteht. Jedes dieser Modelle wird mit verschiedenen Symbolen, z.B. Vierecken und Rechtecken, in denen irgendwelche Wörter stehen (wahrscheinlich Klassennamen), dargestellt, wobei diese Symbole mit Linien miteinander verbunden werden. Das Ganze sieht jedenfalls ganz lustig aus und ist sicherlich brauchbar für die moderne Software-Entwicklung, so steht es jedenfalls im Vorwort."

E. Hungerbühler (Chemie): Stephen King, Feuerkind.

"Ein Standardwerk für den begeisterten Pyromanen, aber auch interessant für Studenten als begleitende Literatur zum Fach Chemie. In den Ausführungen zu meinen erlebten Bränden bei Chemieunfällen und Zugsentgleisungen greife ich oft auf dieses Buch zurück. Schon eindrucksvoll, wie dieses kleine Mädchen in Feuerkind alleine mit telepathischen Fähigkeiten Menschen und sogar ganze Häuser in Brand setzen kann. Die Art und Weise, wie King das Feuer in seiner ganzen Schönheit nur mit blossen Worten detailliert und so greifbar nahe beschreibt, ist bemerkenswert. Ich konnte mir lebhaft vorstellen, wie die Flammen züngelten und ihr zerstörerisches Werk trieben."

F. Läderach (Laboratorium Automatisierungstechnik): Matlab Reference Manual.

"Eine unschätzbare Hilfe bei der Lösung meiner Laboraufgaben im 5. Semester. Es ist schon erstaunlich, wieviele Funktionen in Matlab verfügbar sind. Ich führe dieses Laboratorium schon zum wiederholten Mal durch und beschäftige mich während den Laborlektionen immer mit Matlab. Merkwürdig ist, dass trotzdem immer wieder Studenten zu mir kommen, die eine Frage zu einer Matlab-Funktion stellen, von der ich noch nie etwas gehört habe. In solchen Fällen kann ich dann getrost auf das Reference Manual verweisen."

E. Meier (Parallel- und Echtzeitprogrammierung): Dr. Sommer, Rendezvous für Anfänger und Studenten.

"Ich weiss, dass dieses Buch nicht gerade aus der einschlägigen Fachliteratur für Informatiker stammt. Zum Lesen von richtigen Fachbüchern ist meine Zeit leider viel zu knapp, das überlasse ich lieber meinen Studenten im Rahmen einer Diplomarbeit. Trotzdem stellt dieses Nachschlagewerk für den sonst eher schüchternen Studierenden eine unentbehrliche Hilfestellung dar, wenn es darum geht, die Frau seines Lebens zu finden. Die vielen Tips und Anregungen für die erfolgreiche Gestaltung eines Rendezvous halfen selbst mir in der Blüte meiner Jugend mein Herzblatt zu finden. Im übrigen lassen sich einige der beschriebenen Vorgehensweisen direkt auf das Tasking-Konzept von Ada übertragen."

C. Nicola (Mikrorechner): Texas Instruments, RAM Databook.

"Ist das also ein empfehlenswertes Buch für jeden Studierenden. Habe ich also schon stundenlang die Zeitdiagrammen zu den verschiedenen RAM-Bausteine wie SRAM, DRAM und EPROM angeschaut und immer wieder neue, interessante Details gefunden. Kann man also mit diesen Diagrammen genau herausfinden, was zu jedem Clock geschieht. Habe ich also diese Diagrammen schon oft auf Folien kopiert und den Studierenden während des Unterrichts detailliert erklärt. Verstehe ich das also nicht, warum die Studierenden nach meinen Ausführungen immer so müde waren..."

F. Nyffeler (Rechtslehre): Obligationenrecht.

"Schon als unmündiger (ZGB Art. 14), aber bereits urteilsfähiger (ZGB Art. 16) Bub konnte ich die ersten 67 Artikel des OR's ('Die Entstehung der Obligation') ohne zu stocken aufzählen. Die sachlich-nüchterne Argumentation jedes Artikels ist begeisternd und hält den Leser in einem unausweichlichem Bann. Dieses Werk wird als eine Perle im internationalen Recht in die Geschichte eingehen und kann daher jedem Studenten aufs Wärmste empfohlen werden."

H.-P. Oser, I. (Betriebssysteme): UNIX System V Reference Manual.

"Mit diesem Manual erhalten Sie ca. 10 cm geballte Informationen zur neuesten UNIX-Version in der nun auch der ganze System V-Standard in seinem vollen Umfang komplett implementiert und aufgesetzt ist. Ich denke jeder angehende Informatiker sollte sich dieses unterhaltsame Standardwerk zu Gemüte führen und das frisch Gelernte gleich am Terminal auszuprobieren wozu ich Sie herzlich einlade."

H.-P. Oser, II.: Duden, Band 5. Das Fremdwörterbuch.

"Auch dieses Standardwerk kann ich jedem angehenden Ingenieur nahelegen. Mit den vielen Fremdwörtern können Sie ihren Gesprächspartner beeindrucken. Ich selbst streue während meinen Vorlesungen ab und zu ein möglichst effektvolles Fremdwort ein, worauf mich dann die Studenten bewundernd anblicken und meist gar nicht wagen, nach der Bedeutung dieses Wortes zu fragen. So genügt es jeden Abend ein bisschen in diesem Band zu blättern und sich nur die Fremdwörter einzuprägen was sie genau bezeichnen ist völlig unwichtig und sowieso viel zu schwammig."

B. Schneider (Software Projektorganisation): QuickStart, WordPerfect for Windows:

"Als alter Fuchs arbeitete ich lange mit der MSDOS-Version von WordPerfect. Doch mit dem Windows-Boom wurde auch ich gezwungen, umzusteigen. Natürlich bereitete mir das komische Windows enorme Schwierigkeiten. Ich habe mir schliesslich gesagt "cover your ass" und mir dieses goldige Quickstart-Büchlein erstanden, das mir über die ersten Mühen hinweggeholfen hat. So bin ich jetzt bereits in der Lage, WordPerfect for Windows aufzustarten und kleinere Texte einzutippen. Seit einer Woche kann ich sogar alleine diese Texte speichern und wieder laden. Mit diesem Buch schaffen auch Sie das. No problemo!"

J.-D. Tacier (Analysis): Papula, Lothar. Mathematische Formelsammlung für Ingenieure und Naturwissenschaftler.

"Mais oui, der Papula ist eine durchaus brauchbare Formelsammlung. Er hat zwar einige Fehler, und bestimmte höhere Gebiete fehlen leider. Sie dürfen dieses Buch während meinen Klausuren verwenden, was ich aber für völlig unnötig halte. Ich weiss nicht, was Sie machen, aber meine Aufgaben sind so lächerlich einfach, dass sie gar keine Hilfsmittel benötigen. Die wichtigsten Formeln und Sätze haben Sie ja sowieso im Kopf gespeichert. Warum die Prüfungsergebnisse trotzdem so schlecht sind, verstehe ich nicht. Wahrscheinlich machen Sie die Fehler absichtlich ..."


Home - Zurück zum Inhaltsverzeichnis / Zurück zur Rubrik Kultur