Kultur


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Two For Tee on Tour

Ein Konzertbericht aus dem Schulzimmer

Die erst vor kurzem gegründete Jazz-Band Two For Tee trat im Rahmen ihrer Lipton-Tour 1994 zum erstenmal vor Publikum in den Räumlichkeiten der HTL Brugg-Windisch auf. Der Ausscheider, immer live dabei, ging auf- und hinter die Bühne, um über das Konzert und über die vielversprechenden Musiktalente zu berichten.

von Diego Künzi

Trotz des grossen Aufgebots an Sicherheitskräften gelang es, vor dem Konzert an den beiden Bodyguards vorbei in den Aufenthaltsraum von Two For Tee zu schleichen. Der Anblick überraschte: Von einer Band zu sprechen wäre eine glatte Übertreibung. Das erst vor einer Woche gegründete Duett besteht tatsächlich nur aus Philippe Dubach (Sopran-Saxophon) und Diego Künzi (Klarinette). Die beiden Studenten, die seit ihrer frühesten Kindheit mit ihren Instrumenten vertraut sind, lernten sich rein zufällig an der HTL kennen und bemerkten plötzlich, dass sie beide ein ähnliches Instrument spielen und sogar über einen vergleichbaren Musikgeschmack verfügen. Nein, sie besässen noch keinen Plattenvertrag und möchten im Grunde genommen auch nicht Weltruhm erlangen, meinte Ph. Dubach, und D. Künzi fügte hinzu, dass er seinen zukünftigen Beruf als Ingenieur auf jeden Fall einer tollen Starkarriere mit viel Geld und unzähligen Groupies vorzieht, schliesslich studiere er ja an der besten Schule der Welt.

Zurück zum eigentlichen Höhepunkt des Tages. Die Spannung vor dem sehnlichst erwarteten Auftritt lag förmlich in der Luft. Nach langem Warten und einigen Pfiffen erbarmten sich die Two For Tee-Mitglieder und traten vor die zahlreich erschienenen Schüler der Klasse Ia92 und deren Lehrerin. Um die Simmung zusätzlich anzuheizen, verloren Ph. Dubach und D. Künzi zuerst viele Worte und beschrieben abwechslungsweise und erst noch auf Englisch ihre Instrumente, in die sie anscheinend unsterblich verliebt sind. Nach endlosen Minuten griffen die beiden schliesslich doch noch zu Saxophon und Klarinette - die kurze, aber nachhaltige Darbietung begann. Nach mehreren Soundchecks und zwei verhaspelten Anfängen griff Two For Tee tief in ihre Hitkiste und begeisterte das Publikum mit dem rassig vorgetragenen Stück Daisy, einer Jazz-Nummer im Charleston-Stil. Obwohl die Band auf visuelle Effekte verzichtete und der Bühnenaufbau wegen des kleinen Schulzimmers nur beschränkt zur Geltung kommen konnte, sprang der Funke bald zum Publikum über, welches, beeindruckt von den jazzigen Klängen, unbeweglich und hingerissen auf den Stühlen verharrte. D. Künzi liess für einmal nicht seinen Körper sprechen und kam ohne die sonst üblichen Techno-Einlagen aus, dazu war er viel zu beschäftigt mit dem Lesen der Noten, die er offensichtlich noch nicht ganz beherrschte. Anders dagegen Ph. Dubach, der souverän seinen Part auswendig spielte, und dabei effektvoll (sogar ein wenig lasziv?) mit dem Saxophon wippte.

Ungeachtet des tosenden Applaus' und dem Beifall der anwesenden Dozentin W. Scarlin liessen es Two For Tee bei diesem einen Stück bleiben, was aber die gesamte Beurteilung des Konzerts geringfügig schmälerte. Als Begründung gaben die Jazzer an, dass sie jetzt unbedingt einen Tee trinken müssten, und verschwanden, so schnell wie sie gekommen waren, wieder von der Bühne.


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